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Wohngebäudeversicherung – Leitungswasserschaden – Komplettaustausch Parkett

Wasserschaden im Wohnhaus: Versicherung muss zahlen! Nach einer Havarie im Erdgeschoss streitet eine Hausbesitzerin mit ihrer Versicherung über die Höhe der Reparaturkosten. Ein Sachverständiger schaltet sich ein und das Landgericht Lübeck fällt ein überraschendes Urteil.

Das Wichtigste: Kurz & knapp

  • Das Urteil betrifft einen Streit um einen Wasserschaden, der durch ein versehentlich angebohrtes Rohr verursacht wurde.
  • Die Klägerin hat eine Wohngebäudeversicherung, die Schäden durch austretendes Leitungswasser abdeckt.
  • Der Schaden führte zu erheblichen Beeinträchtigungen des Parketts und der Tapeten im Haus der Klägerin.
  • Das Gericht hat entschieden, dass der Beklagte der Klägerin eine bestimmte Summe als Ausgleich für Schäden und Mehrwertsteuer auf Reparaturkosten zahlen muss.
  • Ein weiterer Betrag wurde für die vorgerichtlichen Anwaltskosten der Klägerin zugesprochen.
  • Die Klage wurde teilweise abgewiesen, was bedeutet, dass nicht alle Forderungen der Klägerin anerkannt wurden.
  • Die Kosten des Verfahrens wurden anteilig auf beide Parteien verteilt.
  • Das Urteil kann von der Klägerin vorläufig vollstreckt werden, wenn eine Sicherheitsleistung erbracht wird.

Wasserschaden und Wohngebäudeversicherung: Ein Fall zu Regulierung und Ansprüchen

Die Wohngebäudeversicherung spielt eine zentrale Rolle beim Schutz von Immobilien und deren Werten. Insbesondere bei Leitungswasserschäden, die durch Rohrbrüche oder andere undichte Stellen entstehen können, ist sie oft der erste Ansprechpartner für betroffene Eigentümer. Solche Schäden sind nicht nur ärgerlich, sie können auch umfangreiche Sanierungsmaßnahmen nach sich ziehen, darunter einen kompletten Austausch des Parkettbodens. Der Versicherungsschutz bei Wasserschäden ist daher für viele Immobilienbesitzer von großer Bedeutung, um die finanziellen Belastungen durch Reparaturen und Renovierungen zu minimieren.

Ein Feuchtigkeitsschaden kann erhebliche Auswirkungen auf die Bausubstanz und das Wohngefühl haben. Die Schadensregulierung durch die Versicherungspartner erfordert oftmals eine genaue Schadensmeldung sowie die Dokumentation des Schadensausmaßes. Die Frage nach Versicherungsansprüchen und möglichen Kulanzregelungen kann schnell zur Herausforderung werden, insbesondere wenn unerwartete Kosten für den Bodenbelag-Austausch entstehen. Umso wichtiger ist es, die Voraussetzungen der Wohngebäudeversicherung und die damit verbundenen Möglichkeiten der Schadensersatzforderungen zu kennen.

Im Folgenden wird ein konkreter Fall vorgestellt, der die Komplexität und die Herausforderungen bei der Regulierung von Wasserschäden eingehend darstellt.

Der Fall vor Gericht


Versicherungsstreit nach Wasserschaden: Gericht entscheidet über Regulierungsumfang

Versicherungsstreit nach Leitungswasserschaden
Das Urteil des Landgerichts Lübeck verdeutlicht die Herausforderungen und Komplexität bei der Schadensregulierung von Wasserschäden durch Wohngebäudeversicherungen, insbesondere hinsichtlich der Kostenübernahme für nötige Reparaturen. (Symbolfoto: Flux gen.)

Ein Rechtsstreit zwischen einer Hausbesitzerin und ihrer Wohngebäudeversicherung beschäftigte kürzlich das Landgericht Lübeck. Die Klägerin forderte von ihrem Versicherer die Regulierung eines Wasserschadens, der durch eine versehentlich angebohrte Wasserleitung in ihrem Wohnhaus entstanden war. Der Vorfall ereignete sich am 18. November 2019 und führte zu Beschädigungen an Parkett und Tapeten im Erdgeschoss.

Umfang der Schadensregulierung im Fokus

Die Versicherung hatte bereits vorgerichtlich eine Teilzahlung geleistet, doch die Hausbesitzerin hielt diese für unzureichend. Sie forderte den vollständigen Austausch des Parketts in Wohn- und Esszimmer sowie eine umfangreiche Erneuerung der Tapeten. Zudem verlangte sie die Übernahme von Räumungs- und Lagerungskosten.

Der Versicherer widersprach dem geforderten Umfang der Sanierung und argumentierte, seine Regulierungspflicht mit den bereits geleisteten Zahlungen erfüllt zu haben. Zudem wurden Einwände bezüglich einer möglichen Verjährung der Ansprüche erhoben.

Gerichtliche Entscheidung basiert auf Sachverständigengutachten

Das Gericht stützte seine Entscheidung maßgeblich auf ein eingeholtes Sachverständigengutachten. Der Experte bestätigte die Notwendigkeit eines Komplettaustauschs des Parketts in den betroffenen Räumen. Er begründete dies mit der Nichtverfügbarkeit der ursprünglichen Parkettsorte und -größe sowie mit der zu erwartenden optischen Beeinträchtigung bei einem Teilaustausch.

Bei den Tapeten hingegen sah der Sachverständige einen begrenzteren Erneuerungsbedarf. Er empfahl, lediglich im Essbereich auf einer Fläche von etwa 50 Quadratmetern neue Textiltapeten anzubringen, um unzumutbare optische Brüche zu vermeiden.

Gerichtliche Entscheidung im Detail

Das Landgericht Lübeck gab der Klage teilweise statt und verurteilte den Versicherer zur Zahlung von 10.942,75 Euro nebst Zinsen. Dieser Betrag setzt sich zusammen aus:

  • 8.770,93 Euro netto für den Parkettaustausch
  • 5.852,52 Euro netto für die Tapetenerneuerung
  • 1.402,00 Euro netto für Räumkosten

Von der Gesamtsumme wurden die bereits geleisteten Zahlungen des Versicherers abgezogen.

Zusätzlich stellte das Gericht fest, dass der Versicherer verpflichtet ist, der Klägerin die auf die Reparatur- und Bewegungskosten anfallende Mehrwertsteuer bis zu einer Höhe von 16.025,45 Euro zu ersetzen, sofern diese tatsächlich anfällt.

Die Einrede der Verjährung wies das Gericht zurück, da die Klageerhebung rechtzeitig erfolgt war und die Verjährung gehemmt hatte.

Bedeutung für Versicherungsnehmer

Das Urteil verdeutlicht die Komplexität von Versicherungsregulierungen bei Gebäudeschäden. Es zeigt, dass der Umfang der zu ersetzenden Reparaturkosten sich nach den Geboten der Erforderlichkeit und Zumutbarkeit bemisst. Dabei spielt die Frage eine zentrale Rolle, was ein nicht versicherter Gebäudeeigentümer zur Schadensbeseitigung investiert hätte.

Für Versicherungsnehmer unterstreicht der Fall die Wichtigkeit, bei Streitigkeiten über den Regulierungsumfang fachkundige Unterstützung einzuholen und gegebenenfalls den Rechtsweg zu beschreiten, um ihre Ansprüche durchzusetzen.


Die Schlüsselerkenntnisse


Diese Entscheidung unterstreicht, dass der Umfang der Versicherungsleistung bei Gebäudeschäden nach objektiven Kriterien der Erforderlichkeit und Zumutbarkeit zu bemessen ist. Maßgeblich ist, was ein vernünftiger, nicht versicherter Eigentümer zur Schadensbeseitigung investieren würde. Das Gericht stützt sich dabei wesentlich auf sachverständige Beurteilungen, um zwischen notwendiger Schadensbeseitigung und unverhältnismäßigem Luxusaufwand abzugrenzen. Dies schafft Rechtssicherheit für Versicherungsnehmer und Versicherer gleichermaßen.


Was bedeutet das Urteil für Sie?

Wenn Sie einen Wasserschaden in Ihrem versicherten Wohngebäude erleiden, haben Sie Anspruch auf eine angemessene Regulierung durch Ihre Versicherung. Das Urteil zeigt, dass Sie bei umfangreichen Schäden, wie einem Komplettaustausch des Parketts, gute Chancen haben, diese Kosten erstattet zu bekommen, wenn ein Teilaustausch nicht möglich oder unzumutbar ist. Bei Tapeten kann eine teilweise Erneuerung ausreichen. Wichtig ist, dass Sie Ihre Ansprüche detailliert begründen und gegebenenfalls durch Sachverständigengutachten untermauern. Zögern Sie nicht, Ihre Rechte notfalls auch gerichtlich durchzusetzen, da die Versicherung möglicherweise zunächst weniger regulieren möchte.


Weiterführende Informationen


Häufig gestellte Fragen (FAQ)


 

Wie kann ich überprüfen, ob meine Wohngebäudeversicherung Ansprüche bei einem Wasserschaden anerkennt?

Um zu überprüfen, ob Ihre Wohngebäudeversicherung Ansprüche bei einem Wasserschaden anerkennt, sollten Sie folgende Schritte unternehmen:

Versicherungspolice und Bedingungen prüfen

Lesen Sie Ihre Versicherungspolice und die zugehörigen Versicherungsbedingungen sorgfältig durch. Achten Sie besonders auf den Abschnitt zu Wasserschäden. Hier finden Sie detaillierte Informationen darüber, welche Arten von Wasserschäden abgedeckt sind und unter welchen Umständen die Versicherung leistet.

Dokumentation des Schadens

Dokumentieren Sie den Wasserschaden umfassend. Machen Sie Fotos und Videos, die das Ausmaß des Schadens zeigen. Notieren Sie das Datum des Schadenseintritts und alle relevanten Umstände. Je besser Sie den Schaden dokumentieren, desto einfacher ist es für die Versicherung, Ihren Anspruch zu beurteilen.

Kontaktaufnahme mit der Versicherung

Melden Sie den Schaden unverzüglich Ihrer Versicherung. Viele Versicherungen bieten hierfür spezielle Hotlines oder Online-Formulare an. Schildern Sie den Vorfall genau und fragen Sie direkt nach, welche weiteren Unterlagen oder Informationen die Versicherung benötigt, um Ihren Anspruch zu prüfen.

Schadensbegutachtung

In vielen Fällen wird die Versicherung einen Gutachter entsenden, um den Schaden zu begutachten. Bereiten Sie sich auf diesen Besuch vor, indem Sie alle relevanten Dokumente und Ihre Dokumentation des Schadens bereithalten. Der Gutachter wird eine Einschätzung vornehmen, die maßgeblich für die Entscheidung der Versicherung sein wird.

Wenn Sie diese Schritte befolgen, können Sie effektiv überprüfen, ob Ihre Wohngebäudeversicherung Ansprüche bei einem Wasserschaden anerkennt. Beachten Sie, dass die genauen Bedingungen und Prozesse je nach Versicherungsgesellschaft variieren können. Im Zweifelsfall ist es ratsam, direkt mit Ihrem Versicherungsvertreter zu sprechen, um Klarheit über Ihre spezifische Situation zu erhalten.


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Welche Schritte sollte ich unternehmen, wenn meine Wohngebäudeversicherung einen Wasserschaden nicht vollständig reguliert?

Wenn Ihre Wohngebäudeversicherung einen Wasserschaden nicht vollständig reguliert, können Sie folgende Schritte unternehmen:

Prüfung der Versicherungspolice

Überprüfen Sie zunächst Ihre Versicherungspolice genau. Achten Sie besonders auf Klauseln zu Wasserschäden und eventuelle Ausschlüsse. Stellen Sie sicher, dass der eingetretene Schaden tatsächlich von Ihrer Police abgedeckt ist.

Dokumentation des Schadens

Dokumentieren Sie den Schaden umfassend. Fertigen Sie detaillierte Fotos und Videos an, die das gesamte Ausmaß des Schadens zeigen. Erstellen Sie eine Liste aller beschädigten Gegenstände und bewahren Sie alle Rechnungen für Reparaturen oder Ersatzkäufe auf.

Kommunikation mit der Versicherung

Nehmen Sie schriftlich Kontakt mit Ihrer Versicherung auf. Schildern Sie den Schadensfall detailliert und fügen Sie Ihre Dokumentation bei. Bitten Sie um eine schriftliche Begründung, warum der Schaden nicht vollständig reguliert wird.

Einholung eines unabhängigen Gutachtens

Wenn Sie mit der Einschätzung Ihrer Versicherung nicht einverstanden sind, können Sie ein unabhängiges Gutachten einholen. Ein Sachverständiger kann den Schaden neutral bewerten und Ihnen möglicherweise zusätzliche Argumente für Ihre Forderung liefern.

Widerspruch einlegen

Legen Sie formell Widerspruch gegen die Entscheidung Ihrer Versicherung ein. Begründen Sie Ihren Widerspruch ausführlich und fügen Sie alle relevanten Unterlagen bei. Setzen Sie der Versicherung eine angemessene Frist zur Bearbeitung Ihres Widerspruchs.

Schlichtungsverfahren

Wenn der Widerspruch erfolglos bleibt, können Sie sich an den Versicherungsombudsmann wenden. Dieses kostenlose Schlichtungsverfahren kann helfen, eine Einigung zu erzielen, ohne den Rechtsweg beschreiten zu müssen.

Klage einreichen

Als letzter Ausweg bleibt die Möglichkeit, Klage gegen die Versicherung einzureichen. Bedenken Sie jedoch, dass ein Gerichtsverfahren mit Kosten und Risiken verbunden ist.

Beachten Sie, dass bei einem Leitungswasserschaden, der einen Komplettaustausch des Parketts erforderlich macht, die Versicherung möglicherweise nur einen Teil der Kosten übernimmt. Dies kann der Fall sein, wenn das Parkett bereits abgenutzt war und die Versicherung nur den Zeitwert erstattet. In solchen Fällen ist es besonders wichtig, alle Schritte sorgfältig zu dokumentieren und die Notwendigkeit des Komplettaustauschs nachzuweisen.


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Wie wird die Schadenshöhe bei einem Wasserschaden ermittelt und welche Faktoren sind relevant?

Die Ermittlung der Schadenshöhe bei einem Wasserschaden erfolgt in der Regel durch einen Sachverständigen oder Gutachter. Dieser bewertet den Schaden anhand verschiedener Faktoren und erstellt ein detailliertes Gutachten.

Art und Umfang des Schadens

Der Gutachter untersucht zunächst das Ausmaß der Beschädigung. Dabei wird festgestellt, welche Bereiche betroffen sind und wie stark die Schädigung ist. Bei einem Wasserschaden an Parkett wird beispielsweise geprüft, ob nur einzelne Dielen oder die gesamte Fläche beschädigt ist.

Materialkosten und Arbeitsaufwand

Ein wichtiger Faktor bei der Schadensermittlung sind die Kosten für Ersatzmaterialien. Der Gutachter berücksichtigt dabei die Art und Qualität der beschädigten Materialien. Wenn Sie hochwertiges Eichenparkett verlegt haben, fallen die Kosten für den Ersatz entsprechend höher aus als bei einem günstigeren Laminatboden.

Zudem wird der Arbeitsaufwand für die Reparatur oder den Austausch kalkuliert. Dies umfasst nicht nur die eigentliche Verlegung neuer Bodenbeläge, sondern auch vorbereitende Arbeiten wie das Entfernen des beschädigten Materials oder die Trocknung des Untergrunds.

Nebenkosten und Folgeschäden

In die Schadenshöhe fließen auch Nebenkosten ein. Dazu gehören etwa Kosten für die Trocknung des Raumes, die Entsorgung beschädigter Materialien oder die Unterbringung in einem Hotel, falls die Wohnung vorübergehend unbewohnbar ist.

Auch mögliche Folgeschäden werden berücksichtigt. Wenn durch den Wasserschaden beispielsweise Schimmel entstanden ist, müssen die Kosten für dessen Beseitigung in die Gesamtsumme einkalkuliert werden.

Wertminderung und Alterswert

Bei der Schadensermittlung spielt auch der Zeitwert der beschädigten Gegenstände eine Rolle. Wenn Ihr 10 Jahre alter Parkettboden durch einen Wasserschaden zerstört wurde, wird die Versicherung in der Regel nicht den vollen Neupreis erstatten, sondern den Zeitwert berücksichtigen.

Dokumentation und Beweissicherung

Für eine genaue Schadensermittlung ist eine sorgfältige Dokumentation unerlässlich. Wenn Sie von einem Wasserschaden betroffen sind, sollten Sie umgehend Fotos und Videos des Schadens anfertigen. Diese können dem Gutachter und der Versicherung als wichtige Beweise dienen.

Die genaue Ermittlung der Schadenshöhe ist entscheidend für die Höhe der Versicherungsleistung. Wenn Sie mit der Einschätzung des von der Versicherung beauftragten Gutachters nicht einverstanden sind, haben Sie das Recht, einen eigenen Sachverständigen hinzuzuziehen.


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Welche Rolle spielt ein Sachverständigengutachten in einem Versicherungsstreit nach einem Wasserschaden?

Ein Sachverständigengutachten nimmt eine zentrale Rolle bei der Klärung von Streitfragen zwischen Versicherungsnehmer und Versicherung nach einem Wasserschaden ein. Es dient als objektive Grundlage für die Schadensregulierung und kann entscheidend für den Ausgang des Streits sein.

Bedeutung für die Schadensermittlung

Das Gutachten eines Sachverständigen liefert eine detaillierte und fachkundige Bewertung des Wasserschadens. Es umfasst in der Regel:

  • Die genaue Ursache des Schadens
  • Den Umfang der Beschädigungen
  • Eine Einschätzung der notwendigen Sanierungsmaßnahmen
  • Eine Kostenaufstellung für die Schadensbeseitigung

Diese Informationen sind essenziell für die Versicherung, um die Höhe der Entschädigung festzulegen. Gleichzeitig bieten sie dem Versicherungsnehmer eine fundierte Basis, um seine Ansprüche geltend zu machen.

Einfluss auf die Versicherungsentscheidung

Ein Sachverständigengutachten kann die Entscheidung der Versicherung maßgeblich beeinflussen. Stimmen die Einschätzungen des Gutachters mit den Forderungen des Versicherungsnehmers überein, erhöht dies die Chancen auf eine vollständige Kostenübernahme durch die Versicherung. Im Fall eines Komplettaustauschs des Parketts nach einem Leitungswasserschaden könnte das Gutachten beispielsweise die Notwendigkeit dieser Maßnahme bestätigen und somit die Position des Versicherungsnehmers stärken.

Rolle im Streitfall

Kommt es zu Unstimmigkeiten zwischen Versicherungsnehmer und Versicherung, kann ein Sachverständigengutachten als neutrale Entscheidungsgrundlage dienen. In einem Sachverständigenverfahren, wie es viele Versicherungsverträge vorsehen, wird das Gutachten zum zentralen Element der Streitbeilegung. Die Ergebnisse eines solchen Verfahrens sind oft für beide Parteien bindend.

Bedeutung eines unabhängigen Gutachtens

Für Sie als Versicherungsnehmer kann es von Vorteil sein, einen eigenen, unabhängigen Sachverständigen zu beauftragen. Dies ist besonders relevant, wenn Sie mit der Einschätzung des von der Versicherung bestellten Gutachters nicht einverstanden sind. Ein unabhängiges Gutachten kann Ihre Position stärken und als Gegendarstellung zu den Behauptungen der Versicherung dienen.

Kosten und Nutzen abwägen

Bedenken Sie, dass die Kosten für ein Sachverständigengutachten in der Regel vom Auftraggeber zu tragen sind. Bei größeren Schäden oder komplexen Fällen kann sich diese Investition jedoch lohnen, da sie zu einer höheren Entschädigung führen kann. Ab einer Schadenshöhe von etwa 50.000 Euro wird die Beauftragung eines eigenen Sachverständigen oft empfohlen.

Ein Sachverständigengutachten ist somit ein wichtiges Instrument zur Durchsetzung Ihrer Ansprüche gegenüber der Versicherung. Es liefert eine fachliche Grundlage für Verhandlungen und kann im Streitfall den entscheidenden Unterschied machen.


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Was kann ich tun, wenn meine Ansprüche auf Schadensersatz wegen eines Wasserschadens verjähren könnten?

Um Ihre Ansprüche auf Schadensersatz wegen eines Wasserschadens zu sichern, sollten Sie folgende Schritte beachten:

Verjährungsfrist ermitteln

Die regelmäßige Verjährungsfrist für Schadensersatzansprüche beträgt drei Jahre gemäß § 195 BGB. Diese Frist beginnt mit dem Schluss des Jahres, in dem der Anspruch entstanden ist und Sie von den anspruchsbegründenden Umständen Kenntnis erlangt haben oder ohne grobe Fahrlässigkeit hätten erlangen müssen (§ 199 Abs. 1 BGB).

Bei Wasserschäden in Mietverhältnissen gilt jedoch eine Sonderregelung: Nach § 548 BGB verjähren Ersatzansprüche des Vermieters wegen Veränderungen oder Verschlechterungen der Mietsache in sechs Monaten. Diese Frist beginnt mit dem Zeitpunkt, in dem der Vermieter die Mietsache zurückerhält.

Verjährungshemmung einleiten

Um die Verjährung Ihrer Ansprüche zu verhindern, können Sie verschiedene Maßnahmen ergreifen:

  1. Verhandlungen aufnehmen: Treten Sie mit dem Schuldner in Verhandlungen über den Anspruch oder die den Anspruch begründenden Umstände, wird die Verjährung gehemmt (§ 203 BGB). Die Hemmung dauert, bis eine Partei die Fortsetzung der Verhandlungen verweigert.
  2. Gerichtliche Geltendmachung: Erheben Sie Klage auf Leistung oder Feststellung des Anspruchs, wird die Verjährung ebenfalls gehemmt (§ 204 Abs. 1 Nr. 1 BGB). Gleiches gilt für die Zustellung eines Mahnbescheids im Mahnverfahren (§ 204 Abs. 1 Nr. 3 BGB).
  3. Anerkenntnis des Schuldners: Erkennt der Schuldner Ihren Anspruch an, etwa durch Abschlagszahlung oder Sicherheitsleistung, beginnt die Verjährungsfrist neu zu laufen (§ 212 Abs. 1 Nr. 1 BGB).

Dokumentation und Beweissicherung

Sammeln und dokumentieren Sie alle relevanten Informationen zum Wasserschaden:

  • Fotografieren Sie den Schaden ausführlich.
  • Bewahren Sie Rechnungen für Reparaturen oder Ersatzbeschaffungen auf.
  • Notieren Sie Datum und Uhrzeit des Schadenseintritts sowie alle weiteren wichtigen Details.

Diese Dokumentation hilft Ihnen, Ihre Ansprüche im Streitfall zu belegen und durchzusetzen.

Fristen im Blick behalten

Beachten Sie, dass die Verjährungsfrist bei Wasserschäden je nach Situation unterschiedlich sein kann. Wenn Sie unsicher sind, welche Frist in Ihrem Fall gilt, sollten Sie sicherheitshalber von der kürzesten möglichen Frist ausgehen und entsprechend handeln.

Durch rechtzeitiges und umsichtiges Handeln können Sie verhindern, dass Ihre Schadensersatzansprüche wegen eines Wasserschadens verjähren. Eine gründliche Dokumentation und die Einleitung geeigneter Maßnahmen zur Verjährungshemmung sind dabei entscheidend.


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Glossar – Fachbegriffe kurz erklärt

Wohngebäudeversicherung

Die Wohngebäudeversicherung ist eine Versicherung, die speziell den Schutz von Immobilien vor Gefahren wie Feuer, Leitungswasserschäden, Sturm oder Hagel bietet. Sie ist für Hausbesitzer wichtig, um finanzielle Verluste durch Beschädigungen an der Immobilie abzusichern. Bei einem Wasserschaden übernimmt sie je nach Vertragsbedingungen die Kosten für Reparaturen und Sanierungen. Beispiel: Wenn ein Rohrbruch im Haus Parkett beschädigt, zahlt die Versicherung für den Austausch, sofern dies im Versicherungsschutz enthalten ist.

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Leitungswasserschaden

Ein Leitungswasserschaden ist ein Schaden, der durch Austritt von Wasser aus Leitungsanlagen entsteht, z.B. durch Rohrbrüche, undichte Stellen oder angeschlossene Einrichtungen wie Waschmaschinen. Diese Schäden können erhebliche Auswirkungen auf die Bausubstanz haben und erfordern häufig umfangreiche Reparaturmaßnahmen. Beispiel: Ein gebrochenes Wasserrohr in der Wand verursacht Feuchtigkeitsschäden an Wänden und Böden.

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Sachverständigengutachten

Ein Sachverständigengutachten ist eine fachliche Bewertung, die von einem Experten erstellt wird, um den Zustand oder Schaden eines Objekts zu beurteilen. Im Versicherungsrecht dient es oft zur Klärung von Schadenshöhen und -umfängen. Beispiel: Ein Gutachter bestätigt, dass der komplette Austausch des Parketts notwendig ist, da ein Teilersatz zu optischen Beeinträchtigungen führen würde.

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Verjährung

Verjährung beschreibt den Zeitraum, nach dessen Ablauf Ansprüche rechtlich nicht mehr durchsetzbar sind. Bei Versicherungsfällen bedeutet dies, dass der Versicherungsnehmer innerhalb einer bestimmten Zeit seine Ansprüche geltend machen muss, um sie nicht zu verlieren. Beispiel: Ein Anspruch auf Schadensregulierung aufgrund eines Wasserschadens muss bis zu einem gesetzlich festgelegten Zeitpunkt erhoben werden, damit er nicht verjährt.

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Regulierungspflicht

Die Regulierungspflicht einer Versicherung besteht darin, den Schaden gemäß den vereinbarten Bedingungen im Versicherungsvertrag zu decken. Dies umfasst die Verpflichtung, die versicherten Schäden finanziell auszugleichen. Beispiel: Nach einer Schadensmeldung prüft die Versicherung, ob der Wasserschaden abgedeckt ist, und zahlt den entsprechenden Betrag für die nötigen Reparaturen.

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Ersatzpflicht

Die Ersatzpflicht bezieht sich auf die Verpflichtung einer Partei, einen Schaden, den sie verursacht hat oder für den sie haften muss, finanziell auszugleichen. Im Kontext einer Versicherung bedeutet dies, dass sie verpflichtet ist, den bei einem Versicherungsfall entstandenen Schaden im Rahmen des Versicherungsschutzes zu ersetzen. Beispiel: Die Versicherung übernimmt die Kosten für die Erneuerung von Tapeten, die durch einen Wasserschaden beschädigt wurden.

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Wichtige Rechtsgrundlagen


  • § 34 VVG (Versicherungsvertragsgesetz): Dieser Paragraph regelt die Pflicht des Versicherers zur Leistung bei Eintritt eines Versicherungsfalles, sofern die vertraglichen Bedingungen erfüllt sind. Im vorliegenden Fall ist die Beklagte verpflichtet, den Schaden aufgrund des Leitungswasserschadens zu regulieren, da die Klägerin die entsprechenden Versicherungsbedingungen eingehalten hat und der Schadensfall in den Versicherungsschutz fällt.
  • § 280 BGB (Bürgerliches Gesetzbuch): Diese Norm behandelt die Schadensersatzpflicht bei Pflichtverletzungen. Sollte die Beklagte nicht die vertraglich geschuldete Leistung erbringen, könnte die Klägerin Ansprüche auf Schadensersatz geltend machen. Der Zusammenhang zum Fall besteht darin, dass die Klägerin durch die unzureichende Regulierung des Schadens möglicherweise einen finanziellen Nachteil erleidet, für den die Beklagte haftbar sein könnte.
  • § 1 VGB (Allgemeine Bedingungen für die Wohngebäudeversicherung): Dieser Paragraph definiert die versicherten Risiken und die Verpflichtungen des Versicherers im Rahmen der Wohngebäudeversicherung. In diesem Fall wird deutlich, dass der Austritt von Leitungswasser ein versichertes Ereignis ist, was die Grundlage für den Anspruch der Klägerin auf Entschädigung darstellt.
  • § 274 BGB (Bürgerliches Gesetzbuch): Hier wird das Recht des Schuldners behandelt, sich auf eine Einrede zu berufen, wenn der Gläubiger ihm gegenüber seine Obliegenheiten nicht erfüllt hat. Im Kontext des Falls bedeutet dies, dass die Beklagte möglicherweise Einwände erheben könnte, sollte die Klägerin bestimmte Obliegenheiten nicht beachtet haben, was sich auf die Ansprüche auswirken könnte.
  • § 675 BGB (Bürgerliches Gesetzbuch): Dieser Paragraph behandelt die Vergütung für Dienstleistungen und könnte von Bedeutung sein, wenn es um die Erstattung von vorgerichtlichen Rechtsanwaltsgebühren geht. Die Klägerin hat Ansprüche auf Erstattung dieser Gebühren aufgrund von vertraglichen und gesetzlichen Grundlagen, die im Urteil teilweise anerkannt wurden.

Das vorliegende Urteil

LG Lübeck – Az.: 4 O 345/22 – Urteil vom 05.06.2024


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